Bomberjacke – im Stadion und auf der Straße
Robuste Eigenschaften, ein rebellisches Image und ein Hauch von Provokation – seit Jahrzehnten erfreuen sich Bomberjacken nicht nur auf der Straße, sondern auch im Fußballstadion großer Beliebtheit. Dabei inkorporiert die Jacke seit jeher spezielle Werte und leistet einen wichtigen Beitrag zur Abgrenzung verschiedener Gruppen.
Die Fankurven Deutschlands wurden in den 1980er Jahren vor allem von Hooligans dominiert, die häufig Verbindungen in rechtsextreme Milieus hatten. Einflüsse der politisch sehr heterogenen Skinhead-Kultur fanden auf diese Weise den Weg auf die Tribünen europäischer Stadien – so auch die Bomberjacke. Die widerstandsfähige und subtil martialisch anmutende Jacke wurde schnell zu einem beliebten Kleidungsstück derjenigen Fans, die neben dem Spiel auf dem Rasen auch Interesse am Geschehen auf den Rängen und vor den Stadien hatte.
So auch die Ultras des französischen Vereins Olympique de Marseille, allen voran die antirassistisch eingestellte Gruppe South Winners. Der größte Rivale der tonangebenden Fangruppierung von l’OM waren die überwiegend politisch rechts eingestellten Skinheads des Pariser Kop of Boulogne. Bei einem Spiel gegen den verhassten Verein aus der Hauptstadt entschieden sich die South Winners dazu, nicht länger modisch aufzutreten wie ihre Kontrahenten. Durch Umdrehen ihrer Bomberjacken setzten sie ein optisches Zeichen gegen Faschismus – und kreierten einen fortan beliebten Trend.
Auch etliche deutsche Fanszenen setzten auf diese Weise ein orangefarbenes Zeichen – wenngleich auch aus unterschiedlichen Motiven. Während in den 1980er Jahren häufig rechtsradikale Fans zu dieser Maßnahme griffen, um außen angebrachte und verbotene Symbole zu verstecken, wählten einige Ultraszenen auch in den letzten Jahren orangene Bomberjacken. Die auffällige Farbe signalisiert, dass man nicht bereit dazu ist, sich tarnend zu verstecken. Im Gegenzug signalisieren die Träger so Angriffslust und provozieren bewusst. Besonders imposant war dabei der Auftritt der Frankfurter Fanszene beim Auswärtsspiel in Bordeaux, zu dem 12.000 Anhänger der Eintracht anreisten – geschlossen in orange.